
Drosten stellt in Anhörung Behauptungen zur Impfung klar
Bereits im Mai war der Corona-Experte und Virologe Prof. Christian Drosten im Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtages angehört worden. Während er damals betonte, zu einzelnen Aktivitäten der Bundesländer in der Pandemie nichts sagen zu können und eine Neujustierung der Rolle der Wissenschaft in solchen Fällen forderte, ging es ihm in der zweiten Befragung um einige Klarstellungen zu häufigen Gegenargumenten zur Impfstrategie.
Wie das Deutsche Ärzteblatt über die Anhörung berichtet, hat der Virologe Christian Drosten bei einer erneuten Befragung vor dem Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags mehrere Falschbehauptungen aus der Pandemiezeit klargestellt. So legte er Daten vor, „dass mit den Impfungen auch die Zahl der Infektionen und Todesfälle zurückging“. Auch wenn die Impfung bei der Omikron-Variante die Übertragung nicht vollständig verhindert habe, hätte sie „zumindest die Schwere der Erkrankung abgemildert“, wird Drosten zitiert.
Im Zusammenhang mit Schulschließungen widersprach er dem Vorwurf, Deutschland habe europaweit am längsten geschlossen. Die oft genannten 183 Tage beträfen lediglich Zeiträume, in denen irgendwo im Lande Schulen geschlossen waren. „Flächendeckend sei das nur an 74 Tagen der Fall gewesen“, so Drosten.
Auch zur Übersterblichkeit äußerte er sich klar: „Darüber lässt sich nicht diskutieren – es sei denn, man zweifelt daran, dass ein Arzt eine Todesursache nicht richtig bescheinigt oder ein Statistiker die Zahlen nicht zusammenrechnen könne.“ Eine Strategie der „Durchseuchung“ zu Beginn der Pandemie hätte er für falsch gehalten. Anders als bei Grippeviren habe es beim Corona-Virus keine Grundimmunität in der Bevölkerung gegeben.
Rolle der Wissenschaft ist zu klären
Drosten kritisierte zudem die mediale Darstellung in Talkshows. Dort seien oft gegensätzliche Positionen künstlich gleichwertig präsentiert worden: „Wenn 200 Wissenschaftler die Meinung A vertreten hätten und nur einer die Meinung B, wären genau zwei Leute mit diesen Meinungen in die Talkshow geladen worden.“ Dadurch seien „Scheinkontroversen“ auf Augenhöhe entstanden, die es in der Wissenschaft so nicht gegeben habe.
Der Virologe erinnerte daran, dass beispielsweise eine Debatte über die Infektiosität von Kindern entstanden sei. Kinder seien zwar nicht die Haupttreiber der Pandemie gewesen, wohl aber ähnlich häufig infiziert gewesen wie Erwachsene, was in der angefachten Debatte überhaupt nicht mehr durchgedrungen sei. Über die Spätfolgen der Schulschließungen für Kinder sei damals allerdings kaum diskutiert worden.
Im Rückblick verteidigte Drosten zentrale Maßnahmen. In der ersten Welle sei es gelungen, mit zeitigen und vergleichsweise milden Kontrollen viele Todesfälle, insbesondere in Altenheimen, zu verhindern. Der Ausschuss in Sachsen, auf Betreiben der AfD eingesetzt, soll die Regierungsarbeit während der Pandemie untersuchen. Laut Deutschem Ärzteblatt fielen der Pandemie in Sachsen bisher rund 17.750 Menschen zum Opfer.
Auf Bundesebene wird schon lange eine umfassende Aufklärung zu den Corona-Maßnahmen der Regierung gefordert. Der Bundestag hat erst Mitte Juli 2025 die Einsetzung einer Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ beschlossen. Ein dazu von CDU/CSU und SPD vorgelegter Antrag (21/562) wurde mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke gegen das Votum der AfD-Fraktion bei Enthaltung einiger AfD-Abgeordneter angenommen.